Der Ganztag bietet durch die längere Verweildauer der Kinder und Jugendlichen verschiedene Potenziale für die Integration von digitalen Technologien, beispielsweise für partizipatives und nachhaltiges Lernen. Den Lehr- und Fachkräften bietet der Ganztag mehr Raum, innovative Unterrichtsmethoden oder Angebote zu entwickeln und anzuwenden und digitale Werkzeuge gezielt einzusetzen.
Mehr Zeit bedeutet auch mehr Möglichkeiten zur individuellen Förderung und Differenzierung in der Ganztagsschule. Anhand differenzierter Lernangebote auf Lernplattformen oder durch Online-Tutorien können Schüler:innen in ihrem eigenen Tempo lernen und digitale Ressourcen nutzen, die ihren individuellen Kompetenzen und Bedürfnissen entsprechen.
Ein weiterer Vorteil des Ganztags im Zusammenhang mit der Digitalisierung liegt in der Förderung von Medienkompetenz und digitaler Bildung. Schüler:innen können in verschiedenen Formaten über den Tag verteilt und durch Lehr- und Fachkräfte begleitet den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien erlernen. Dies trägt dazu bei, ihre Fähigkeiten im Bereich der Informationsbeschaffung, kritischen Bewertung von Online-Inhalten und kreativen Nutzung digitaler Werkzeuge zu verbessern und so notwendige Kompetenzen auch für die zukünftige digitale Welt zu entwickeln.
Sowohl im Primarbereich als auch in der Sekundarstufe I ist zu beachten, dass bisherige Methoden und Arbeitsweisen nicht einfach auf digitale Tools (beispielsweise die Nutzung von Smartboards statt einer Tafel) übertragen werden sollten. Wichtig ist vielmehr, neue Ideen und Konzepte einer kind- und jugendorientierten Lernkultur zu entwickeln und zu etablieren. Es darf keine Haltung entstehen, die Analoges und Digitales gegeneinander ausspielt, sondern es muss ein Medienkonzept für den ganzen Tag entwickelt werden, welches das Analoge mit dem Digitalen (und andersherum) pädagogisch sinnvoll verbindet. Lehr- und Fachkräfte müssen in der Lage sein, die richtige Balance zwischen beiden Lernformen zu finden, und sicherstellen, dass die Technologie das Lernziel unterstützt und nicht davon ablenkt.
Denn trotz der vielfältigen Chancen des Einbezugs digitaler Medien, gibt es auch Risiken. So kann übermäßige Nutzung beispielsweise zu gesundheitlichen Problemen wie Bewegungsmangel oder Augenbelastungen führen. Besonders in der Primarstufe müssen Lehr- und Fachkräfte darauf achten, dass der Einsatz digitaler Medien altersgerecht und pädagogisch sinnvoll erfolgt. Zu viel Bildschirmzeit kann die kognitive und soziale Entwicklung junger Kinder beeinträchtigen und sollte daher mit anderen Lernaktivitäten ausgeglichen werden, die die Sinne und die motorischen Fähigkeiten der Kinder ansprechen.
Auch in der Sekundarstufe I besteht die Herausforderung darin, sicherzustellen, dass digitale Medien nicht nur als Ersatz für traditionelle Lehrmethoden verwendet werden, sondern dass sie einen Mehrwert für das Lernen bieten.
Es wird deutlich: Je nach Ausgestaltung kann die Ganztagsbildung im Vergleich zur Halbtagsschule eine größere Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bei der Integration digitaler Medien bieten. Von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe I ermöglicht der Ganztag Chancen einer umfassenden und nachhaltigen Förderung digitaler Kompetenzen und trägt dazu bei, die Schüler:innen/Kinder und Jugendlichen auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft vorzubereiten. Es ist jedoch wichtig, diese Chancen verantwortungsbewusst zu nutzen und die potenziellen Risiken im Blick zu behalten.
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Saskia van den Berg
wiss. Mitarbeiterin