Mittagsfreizeit

Die Mittagspause ist das „Herzstück der Ganztagsschule“ (Kamski 2008: 567). In der Tagesstruktur trennt sie den Vor- vom Nachmittag und beinhaltet mit dem Mittagessen eine im Ganztag wichtige Komponente. 

Kinder und Jugendliche brauchen zur Entfaltung ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eine ausreichende und ausgewogene Ernährung. Für die Akzeptanz und die langfristige Attraktivität des angebotenen (Mittag-)Essens spielen darüber hinaus weitere Faktoren eine Rolle: Atmosphäre des Speisesaals (Gestaltung der Räume, Geruch, Geräuschpegel, Temperatur), zeitliche Aspekte (beispielsweise Wartezeiten) und soziale Aspekte (beispielsweise die Anwesenheit und das Verhalten anderer Personen wie beispielsweise Lehrkräfte, weiteres pädagogisches Personal, andere Schüler:innen und das Küchenpersonal). Zu berücksichtigen sind auch altersgerechte und ethnische Aspekte wie beispielsweise eine Auswahl an vegetarischen/veganen Angeboten.

Das Mittagessen bietet viele Möglichkeiten zur partizipativen Gestaltung, sei es beispielsweise bei der Ausgestaltung der Speisepläne durch Einreichen von „Wunschessen“ oder der Zubereitung des Essens. Durch gemeinsam ausgehandelte Regeln und Rituale während der Essenszeit und die Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren, wird nicht nur das soziale Miteinander (auch generationsübergreifend zwischen Kindern und Erwachsenen) gestärkt, sondern auch gesundes Essverhalten sowie gesellschaftliche Konventionen und Kulturtechniken eingeübt. 

Das Thema Räume hat auch in der Mittagspause einen besonderen Stellenwert. Die nutzbaren und vorhandenen Räumlichkeiten für das Mittagessen variieren stark. Von festen Räumen und ggf. vorhandenen Küchen bis hin zur multifunktionalen Nutzung von Räumlichkeiten zum Essen, aber auch für weitere Angebote ist die Raumgestaltung von Bedeutung. Das Einbeziehen der Kinder und Jugendlichen bei der Raumgestaltung (mit Blick auf Atmosphäre, Funktionalität etc.) ist auch hier wünschenswert und oft gewinnbringend.

Darüber hinaus spiegelt gerade die Mittagszeit das erweiterte Bildungsverständnis einer Ganztagsschule als Lern- und Lebensraum wider, wenn die Schüler:innen in dieser Zeit das Schulgelände als Lebensort wahrnehmen, natürliche Gegebenheiten als Bewegungs- und Rückzugsräume entdecken sowie Aufbau und Pflege von Freundschaften erleben können. Daher sind neben dem Mittagessen freiwillige, an den Interessen und (altersbedingten) Bedürfnissen der Kinder orientierte, Pausenangebote im Sinne des informellen Lernens wichtig. Ob Sport, Musik, Rückzugsmöglichkeiten oder Freiräume, Angebote sollten einen Ausgleich schaffen und Kindern und Jugendlichen das Erleben von Schule außerhalb des Unterrichts ermöglichen. 

Die Mittagspause sollte dabei ein Erholungsraum für Schüler:innen genauso wie für Lehrer:innen und pädagogische Fachkräfte darstellen. Das Pausenhelferkonzept beispielsweise zielt darauf ab, sich durch dezentrale Angebote auf dem Schulgelände und die selbstständige Organisation durch Schüler:innen an deren Wünschen zu orientieren sowie Lehrkräfte gleichzeitig zu entlasten. Ihnen werden so die Möglichkeiten gegeben, ebenfalls zu entspannen und ggf. sogar mitzuspielen.

 

Weiterlesen

  • Adelt, Eva / Fiegenbaum, Dirk / Rinke, Susanne (Hg.) Bewegen im Ganztag. Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag. 7. Jahrgang. 2011. Heft 21. 
  • Althoff, Kirsten (Hg.): Die Mittagszeit in der Sekundarstufe I. Grundlagen, Gestaltungsformen und Beispiele aus der Praxis. 7. Jahrgang. 2011. Heft 17. 
  • DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen. 5. Auflage, 2. Korrigierter und aktualisierter Nachdruck. 2023.
  • Fiegenbaum, Dirk (2011): Bewegung, Spiel und Sport in der MittagsFreizeit der Sekundarstufe I – das Herzstück eines „rhythmisierten Schultags“. In: Adelt, Eva / Fiegenbaum, Dirk / Rinke, Susanne (Hg.): BEWEGEN im Ganztag. Bewegung, Spiel und Sport im Ganztag. Jg. 7/Heft 21. S. 62-71. 
  • Höhmann, K. (2005): Die Gestaltung der Mittagspause. Von der Leerzeit zur Lernzeit, in: Höhmann, K./Holtappels, HG./Kamski, I./Schnetzer, T. (Hrsg.): Entwicklung und Organisation von Ganztagsschulen. Anregungen, Konzepte, Praxisbeispiele. Dortmund: IFS-Verlag. S. 90-96.
  • Kaminski, Ilse / Koltermann, Saskia / Krinecki, Josefa: 99 Tipps. Ganztagsschule. Sekundarstufe I. Berlin 2013. 
  • Kamski I. (2008): Mittagsessen und Schulhof, in: Coelen T., Otto HU. (Hrsg.): Grundbegriffe Ganztagsbildung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S.566-575.
  • Moog, P. (2018): Lern- und Erholungsräume gestalten. Lernen ohne Pause? Nein, danke! In: nds. Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft. Jg. 70/Heft 6/7. S. 20-21. 
  • Renner, Holger /Perry, Benjamin /Plehn, Manja: Kinder essen im Ganztag. Wissen, Praxis und Projekte. Freiburg im Breisgau 2022. 
  • Schütz A. (2015): Die soziale Situation des Mittagessens in der Ganztagsschule, in: Reh S./Fritzsche B., Idel TS./Rabenstein K. (Hrsg.) Lernkulturen. Schule und Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS
  • Verlemann, Stefan / Zilske, Thorben (2011): Das Pausenhelfer-Konzept. In: Althoff, Kirsten (Hg.): Die Mittagszeit in der Sekundarstufe I. Grundlagen, Gestaltungsformen und Beispiele aus der Praxis. Jg. 7/Heft 17. S. 26-29. 
  • Vogt, B./Rank, A. (2019): Gemeinsam gesund durch den Tag. Verpflegung am Mittag, in: Steinhäuser, H./Zierer, K./Zöller, A. (Hrsg.): Portfolio Ganztagsschule. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 97-103.

Kontakt

Dirk Fiegenbaum-Scheffner

Koordinator für Ganztagsbildung Sek I 

0179 4084704
dirk.fiegenbaum(at)isa-muenster.de

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