Lernzeiten

“Mit Lernzeiten sollen Zeiten für neue Formen des Lernens geschaffen werden, die über die klassische Hausaufgabenbetreuung hinausgehen. Sie können in den Unterricht integriert sein oder außerhalb des Unterrichts stattfinden und durch eine Lehrkraft oder pädagogische Fachkraft begleitet werden. In den Lernzeiten können beispielsweise Wochenplanarbeit, (Frei-)Arbeits- oder Übungsstunden stattfinden.” (Börner et. al 2012: 43)

An offenen und gebundenen Ganztagsschulen werden die Hausaufgaben in das Gesamtkonzept des Ganztags integriert. Zwar hat sich im Kontext von Ganztagsschule der Begriff “Lernzeiten” bereits etabliert, jedoch herrschen sowohl in der Praxis als auch im Fachdiskurs Unklarheiten über eine konkrete Definition. Im Ganztagserlass werden als wesentliche Merkmale von Ganztagsschulen mit Blick auf Lernzeiten genannt:

  • "ein verlässliches Zeitraster und eine sinnvoll rhythmisierte Verteilung von Lernzeiten auf den Vormittag und den Nachmittag (...)."  

  • "Anregungen und Unterstützung beim Lösen von Aufgaben aus dem Unterricht und Eröffnung von Möglichkeiten zur Vertiefung und Erprobung des Gelernten sowie zur Entwicklung der Fähigkeit zum selbstständigen Lernen und Gestalten.

Es geht also darum, neue individuelle Lernarrangements zu gestalten und Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, sich selbstständig das im Fachunterricht vermittelte Wissen anzueignen. Neben der Förderung von fachlichen und Selbstlern-Kompetenzen, zielen Lernzeiten durch geeignete Methoden aber auch auf die Weiterentwicklung von sozialen Kompetenzen und individuellen Stärken von Kindern ab, sowie auf einen Ausgleich von individuellen Lernschwierigkeiten. Die Lernzeiten sind durch ihre Einbettung in den Schulalltag folglich auch im Kontext eines Gesamtförderverständnisses von Ganztagsschulen zu verstehen. Dabei nimmt vor allem die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen sowie Eltern einen hohen Stellenwert ein.

„An Ganztagsschulen (…) treten in der Sekundarstufe I Lernzeiten an die Stelle von Hausaufgaben. Die Lernzeiten sind so in das Gesamtkonzept des Ganztags zu integrieren, dass es in der Regel keine schriftlichen Aufgaben mehr gibt, die zu Hause erledigt werden müssen.“ (Runderlass "Unterrichtsbeginn, Verteilung der Wochenstunden, Fünf-Tage-Woche, Klassenarbeiten und Hausaufgaben an allgemeinbildenden Schulen" des Ministeriums für Schule und Weiterbildung v. 05.05.2015 (BASS 12-63 Nr. 3)) 

In Bezug auf das Lernarrangement empfiehlt es sich, eine Phasierung der Lernzeit vorzunehmen, da diese den Schüler*innen hilft, ihre Arbeitszeit zu strukturieren und eine lernförderliche Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Außerdem unterstützen der Einsatz unterschiedlicher Arbeits- und Sozialformen sowie individuelle Differenzierungen im Sinne von Förder- und Vertiefungsangeboten das individualisierte Lernen und Fördern. Insgesamt profitieren Schulen von einem gemeinsam erarbeiteten Lernzeitenkonzept, das allen Beteiligten als verbindliche Orientierung dient.

Als Organisationshilfe steht den Schüler*innen i.d.R. ein schulintern entwickeltes Lerntagebuch zur Selbstorganisation sowie zur Kommunikation mit Lehr- und Fachkräften bzw. Eltern u.a. zur Verfügung.

Bei der Konzeption der Lernzeiten ergeben sich zudem viele Möglichkeiten, zunehmend auch digitale Herangehensweisen einzubeziehen. 


Weiterlesen

  • Nr. 5.4 des Erlasses "Gebundene und offene Ganztagsschulen sowie außerunterrichtliche Ganztags- und Betreuungsangebote in Primarbereich und Sekundarstufe I", RdErl. d. Ministeriums für Schule und Weiterbildung v. 23.12.2010, BASS 12-63 Nr. 2. 
  • Runderlass "Unterrichtsbeginn, Verteilung der Wochenstunden, Fünf-Tage-Woche, Klassenarbeiten und Hausaufgaben an allgemeinbildenden Schulen" des Ministeriums für Schule und Weiterbildung vom 05.05.2015 (BASS 12-63 Nr. 3) 
  • Altermann, André/Lange, Mirja/Menke, Simone/Rosendahl, Johannes/Steinhauer, Ramona/Weischenberg, Julia (2018): Bildungsbericht Ganztagsschule NRW 2018. Eigenverlag Forschungsverbund DJI/TU Dortmund. (Zuletzt abgerufen 25.07.2024)
  • Börner, Nicole/Steinhauer, Ramona/Stötzel, Janina/Tabel, Agathe (2012): Bildungsbericht Ganztagsschule NRW 2012. Eigenverlag Forschungsverbund DJI/TU Dortmund. (Zuletzt abgerufen 25.07.2024)
  • Fiegenbaum, Dirk (2015): UND AUF EINMAL GEB‘ ICH KEINE HAUSAUFGABEN MEHR AUF… – DIE HAUSAUFGABE IM FOKUS: LERNZEITEN(-KONZEPTE) IN GANZTAGSSCHULEN. In: Die BASS von A bis Z. Hürth: Ritterbach-Verlag.
  • Rosendahl. Johannes/Tusche, Simone: (2022) Individualisiertes Lernen und Fördern in Lernzeiten der Sekundarstufe I. Eine Bestandsaufnahme von Gestaltungsmöglichkeiten und Gelingensbedingungen in NRW: Tusche, Simone/Webs, Tanja (Hrsg.): Potenziale der Ganztagsschule nutzen. Forschung – Praxis- Transfer. Wbv Publikation. 
  • Stötzel, Janina/Tabel, Agathe (2012): Lernzeiten in Ganztagsschulen in NRW - Chancen und Herausforderungen individueller Förderung, in: Institut für soziale Arbeit e.V. (2012): ISA -Jahrbuch zur sozialen Arbeit, Münster: Waxmann Verlag GmbH.

Kontakt

Dirk Fiegenbaum-Scheffner

Koordinator für Ganztagsbildung Sek I 

0179 4084704
dirk.fiegenbaum(at)isa-muenster.de

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